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  • Was versteht man unter Naturpädagogik?
    Der Begriff Naturpädagogik ist in den großen Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu stellen. Dieser Begriff ist auf die Agenda 21, das offizielle Abschlussdokument der Konferenz der Vereinten Nationen 1992 zum Thema Umwelt und Entwicklung, zurückzuführen. Damit wird dem klassischen Umweltbildungsbegriff, der sich mit Umweltproblemen und ökologischen Aspekten befasst, eine globale Komponente hinzugefügt. Die drei Aspekte Ökologie, Ökonomie und Soziales werden mit einbezogen, um die Lebenschancen und Lebensqualität aller jetzt lebenden Menschen und zukünftiger Generationen in den Blick zu nehmen.
  • Wann werden die ersten Grundschulklassen in die Draußenschule Bergisch Land gehen?
    Mit Beginn des Schuljahres 2024/25 im August 2024 werden wir als schulbegleitende, freiberufliche Kinder- und Natur-Pädagogen mit den ersten Klassen nach draußen gehen.
  • Ist das Konzept der Draußenschule in Deutschland legitimiert?
    Ja! Die Legitimierung kann durch den Perspektivrahmen der Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU) erfolgen. Dort werden als Aufgabe für den Sachunterricht der Grundschule u.a. folgende drei Punkte genannt: (1) Die Schüler sollen Phänomene und Zusammenhänge der Lebenswelt wahrnehmen und verstehen. (2) Die Schüler sollen Interesse an der Umwelt neu entwickeln und bewahren. (3) Die Schüler sollen angemessen und verantwortungsvoll in der Umwelt handeln und sie mitgestalten. Das bedeutet, dass dem Sachunterricht eine besondere Rolle zufällt, in der er Lernende unterstützt, ihre natürliche, kulturelle, soziale und technische Umwelt sachbezogen zu verstehen sowie daraufhin bildungswirksam zu erschließen, sich darin zu orientieren, mitzuwirken und zu handeln. (GDSU, 2013, S. 9) "Darüber hinaus ist der Sachunterricht angewiesen auf originale Begegnungen und authentische Erfahrungen. Grundschulen sollten daher über die Mittel verfügen, Kindern bedeutsame Phänomene in inner- und außerschulischen Erfahrungsfeldern aufzuschließen." (ebd., S. 154)
  • Finanzielle Mittel: Wer unterstützt die Draußenschule?
    Da keine öffentlichen Mittel für Umweltbildung und Naturschutz an Schulen vorhanden sind, ist es unser Ziel, Stiftungen zu finden, für die es eine Herzenssache ist, mit ihrer Unterstützung das zukunftsorientierte, schulische Lernen auch außerhalb der Schule zu fördern. Die Fördervereine der Grundschulen können mit einem Eigenanteil die Finanzierung von Honorar- und Materialkosten in der Draußenschule unterstützen. Es ist wünschenswert, frühzeitig die Implementierung der Unterrichtsmethode Draußenschule zu beschließen, um von Anfang an die gesamte Schulgemeinschaft an der Entscheidung und Planung zu beteiligen. Wird die Schule von der Stiftung gefördert, gibt es eine Bildungskooperation zwischen beiden. Der Förderverein der Schule ist wiederum Ansprechpartner für uns externe Natur-Pädagogen.
  • Der Ort "Draußen" – Wie sieht er aus?
    Draußenlernen kann in Wäldern, auf Wiesen, an stadtnahen Naturorten oder auch in Parks stattfinden. Dort hat die Klasse ihren festen Ort, der immer wieder aufgesucht wird. Ausnahmen gibt es immer dann, wenn beispielsweise andere Ökosysteme oder Kulturlernorte aufgesucht werden. Der Gang hin zum "Klassenzimmer" draußen und zurück zum Schulgebäude erfolgt über die immer gleichen Wege.
  • Was lernen die Kinder in der Natur?
    Viel! Ich höre und vergesse, ich sehe und behalte, ich handle und verstehe! Es ist ein mehrperspektivischer Unterricht sowohl mit Lerninhalten aus dem Lehrplan, als auch mit dem Erlernen ökologischer Zusammenhänge. Bildung und Naturerleben werden hierbei fächerübergreifend und fächerverbindend miteinander verknüpft. Die Draußenschule geht neue Wege, vor allem aber entdecken wir neue Lernräume. Kompetenzorientiertes Lernen verlangt Wissen, Können und Wollen und soll an konkreten Handlungen geschehen. Die Frage stellt sich, ob das Schulzimmer mit Tischen, Stühlen und Arbeitsblättern diesem Anspruch (immer) gerecht wird oder ob zeitgemäßes und nachhaltiges Lernen nicht neue Orte braucht. Vielleicht findet sich auch im Draußenlernen ein Schlüssel zu einer zukunftsgerichteten Schule: Wenn Lehrende wieder zu Lernenden werden.
  • Was wird in der Draußenschule besonders gefördert?
    Die sozialen Kompetenzen der Kinder werden draußen durch hohe Methodenvielfalt und wechselnde Sozialformen (Kleingruppen, Partnerarbeit, Freispielzeit) besonders gefördert. Durch das lange Draußensein erleben sich die Kinder anders als im herkömmlichen Schulalltag. Sie lernen ihre Freunde als robust oder eher ängstlich kennen. Diese Erfahrungen können sie im Schulgebäude bzw. in einem Klassenraum schlecht machen. Kinder, die im Klassenunterricht tonangebend oder dominant erscheinen, sind im Wald vielleicht zurückhaltend. Die motorische Schulung, in der Regel dem Fach Sport vorbehalten, ist fester Bestandteil der Unterrichtsform "Draußenschule". Es erfolgt ein Lernen durch selbstgesteuertes, unmittelbares und ganzheitliches Entdecken, Erleben und Begreifen. Mit Kopf, Herz und Hand. Direkt in der Natur, am realen Ort. Zukunftsorientiert.
  • Bedeutet Draußenschule einen Mehraufwand für die Lehrkräfte?
    Nein! Es bedeutet nicht mehr Arbeit, es gründet alles auf dem schon vorhandenen Basiswissen der Lehrkräfte und der Übernahme des Unterrichts durch den Naturpädagogen. Der Unterricht draußen bedeutet durch räumliche und zeitliche Entgrenzung mehr Freiheiten für die Lehrkräfte.
  • Wer begleitet die Klassen nach draußen?
    Die Kinder werden zu zweit von der Grundschul-Lehrkraft und von uns als externe Pädagogen begleitet. Wir als naturpädagogischer Tandempartner übernehmen – in Absprache mit der Lehrkraft bezüglich der Lerninhalte – das Draußenlernen mit den Kindern. Die Lehrkraft nimmt bei den Draußen-Schulstunden auch die Position des stillen Beobachters ein.
  • Sind die Begleitpersonen beim Draußenlernen immer dieselben?
    Ja! Die Lehrkraft (Klassenleitung oder Fachlehrkraft) und der Naturpädagoge bleiben das gesamte Jahr über dieselben Personen. So entstehen im Laufe der Zeit vertrauensvolle Beziehungen zwischen Kindern und Pädagogen. Wenn beim Teamteaching der Teampartner längerfristig derselbe bleibt, ist das auch für die Pädagogen eine Chance, eine gemeinsame und langfristige Unterrichtsplanung zu realisieren.
  • Wie verhält es sich mit der Versicherungslage?
    Versicherungsrechtliche Fragen werden immer mit der Schulleitung geklärt. Es handelt sich nicht um ein rechtliches Anliegen oder ein dienstrechtliches Problem, was man auf einer höheren Ebene klären müsste, sondern es ist immer mit der Schulleiterin oder dem Schulleiter zu klären.
  • Welche Regelungen gelten für das Lernen draußen?
    Die Draußenschule ist Teil des Unterrichts und somit eine schulische Veranstaltung. Eine Zustimmung der Schulleitung ist erforderlich, da die Draußenschule rechtlich als Unterrichtsgang einzuordnen ist. Die Aufsichtspflicht verbleibt bei der begleitenden Lehrkraft, auch wenn jemand Externes die Leitung übernimmt. Wenn das überschaubare Schulgelände verlassen wird, ist auch in der Regel eine zweite Aufsichtsperson notwendig. Hier ist es umso wichtiger, sich hinsichtlich des Umfangs der schulischen Aufsicht die folgenden drei Punkte zu verdeutlichen. (1) Die Aufsicht muss kontinuierlich sein. (2) Die Aufsicht muss aktiv wahrgenommen werden. (3) Die Aufsicht muss präventiv sein.
  • Wie wird möglichen Gefahren und Risiken draußen begegnet?
    Mit der richtigen Einschätzung von möglichen Risiken lassen sich die regelmäßigen Lerngänge nach draußen gut planen und unliebsame Überraschungen können so vermieden werden. Zu Beginn steht die Auswahl des passenden Ortes und des Geländes. Sind Gefahrenstellen gefunden, muss mit den Kindern ein angepasstes Verhalten vereinbart werden. Nicht zuletzt ist es Teil der Aufsichtspflicht, sich zu Gefahrenquellen ein genaues Bild zu machen, die Kinder darauf hinzuweisen sowie dafür Sorge zu tragen, dass diese Bereiche nicht bespielt werden bzw. außerhalb des Aufenthaltsbereiches liegen.
  • Welche Rolle spielt das Wetter bei der Draußenschule?
    Beim Lernen draußen ist das Wetter eine entscheidende Größe. Die von den Wetterdiensten herausgegebene Vorhersage stimmt in den allermeisten Fällen für den Folgetag. Diese Informationen unterstützen bei der Einschätzung, unter welchen Witterungsverhältnissen die Veranstaltung stattfinden wird. Nichtsdestotrotz sind die aktuellen Wetterdaten am Ausflugstag selbst noch einmal einzuholen. Während man sich gegen Regen mit passender Kleidung schützen kann, sind hohe Windgeschwindigkeiten im Wald eine reale Gefahr. Spätestens ab Windstärke 6 sollte nicht mehr oder nur mit äußerster Vorsicht gegangen werden. Angekündigtes oder aufziehendes Gewitter schließt einen Ausflug in den Wald von vorneherein aus. Ebenso verhält es sich bei Starkregen. Der Draußenunterricht wird dann entsprechend in den Klassenraum verlegt.
  • Inwieweit fließt die Draußenschule in die Bewertung/Notenvergabe ein?
    Es stellt sich natürlich die Frage, ob und auf welchen Grundlagen die Lehrkraft zu einer Beurteilung der Kinder kommen kann. Hier kann erst einmal grundsätzlich überlegt werden, ob die Draußenzeit der Kinder überhaupt einer Bewertung unterliegen muss. Da an die Lerninhalte der Draußenschule von unterschiedlichen Fächern aus angeknüpft werden kann, ist auch bei der Bewertung der Schülerleistungen eine Aufteilung auf die einzelnen Unterrichtsfächer möglich. Ein persönliches Natur-Lerntagebuch des Kindes, seine Beteiligung und die Beobachtung der Kinder ermöglicht es der Lehrkraft, die Fähigkeiten der Kinder zu bewerten. Im besten Falle empfinden die Kinder die Draußenschule als Ort ohne Lerndruck.
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